Über den Ersten Weltkrieg wurden in den letzten 100 Jahren unzählige Bücher geschrieben und Dokumentarfilme gedreht. Ein YouTube-Channel zeigt nun, wie sich mithilfe neuer Medien Geschichte anschaulich vermitteln lässt.
Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch, hinter ihm eine Karte Europas zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Er erzählt von einem Gegenangriff Frankreichs in der Schlacht um Verdun, von Streiks in Russland und von massiven Verlusten auf britischer Seite in der Schlacht an der Somme. Dies ist eine Szene aus dem neusten Video des YouTube-Channels The Great War, der seit 2014 den Ersten Weltkrieg neu aufrollt und auf detaillierte Weise vorstellt. Jeden Donnerstag erscheint ein rund zehnminütiges Video darüber, was diese Woche vor 100 Jahren geschah. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf wichtigen Schlachten und diplomatischen Entwicklungen, sondern auch auf den Bedingungen für die Soldaten und Zivilisten. Zusätzlich zu diesen chronologischen Episoden erscheint jede Woche ein Video zu einem speziellen Aspekt des Krieges oder zu einer wichtigen Persönlichkeit, wie zum Beispiel Winston Churchill, dem Roten Baron oder Conrad von Hötzendorf.
Das Ziel von The Great War ist dabei nicht, zu unterhalten, sondern zu informieren. Die Fakten sind gut recherchiert und die Episoden werden durch Zitate aus Tagebüchern, Zeitungen und militärischen Berichten bereichert. Eindrücklich sind aber vor allem die Fotografien und Filmausschnitte aus dem British-Pathé- Archiv, welche die Ausführungen des Moderators begleiten. Dieses Bildmaterial bekräftigt ein Motiv, das sich wie ein Roter Faden durch sämtliche Episoden zieht: Die Schrecklichkeit und Sinnlosigkeit des modernen Krieges.
Der Versuch, den Ersten Weltkrieg in so umfangreichem Masse darzustellen, birgt aber auch seine Tücken; ob der vielen Schauplätze droht der Zuschauer, den Überblick zu verlieren, da das ganze Geschehen parallel behandelt wird. Dies führt ausserdem dazu, dass gewisse Fronten in den regulären Episoden eher selten erwähnt werden, insbesondere was die afrikanischen Kolonien angeht. Ein weiterer Nachteil liegt in der Länge der Schlachten, die sich oft über mehrere Monate hinwegziehen; dadurch weiss der Zuschauer am Ende oft nicht mehr, wie es angefangen hat, was wohl ironischerweise auch auf die Soldaten in den Schützengräben zutrifft.
Trotz der angesprochenen Schwächen ist The Great War ein Beispiel dafür, wie sich Geschichte neuer Medien erfolgreich bedient und dadurch ein jüngeres Publikum erreicht als klassische Fernsehdokus. So leistet der Channel einen bedeutenden Beitrag dafür, junge Menschen für das Geschichtsstudium zu begeistern.
Die englische Version des Channels:
Die deutsche Version des Channels: