Wer kennt sie nicht, die Gladiatorenkämpfe des kaiserlichen Roms? Immer wieder sind sie Thema in populären Medien, so zum Beispiel im Film «Gladitator» von Ridley Scott. Selbst heute noch, wenn man vor dem Kolosseum steht, lässt sich nur erahnen, welch gigantisches Ausmass diese Spiele hatten. Doch wozu dienten diese Spiele eigentlich?
Die Gladiatorenkämpfe im Kolosseum galten damals als eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigung der Plebs. Sie boten ihr nicht nur eine Abwechslung vom alltäglichen Leben, sondern waren auch Ausdruck davon, dass Rom wahrlich die Hauptstadt des römsichen Reiches war. Die Plebs war stolz auf ihre urbs, was sich unter anderem durch die Gladiatorenspiele manifestierte. Deshalb scheute man keine Kosten und die Spiele wurden immer pompöser und gigantischer. So wurden etwa Löwen aus Afrika und Bären aus dem Norden nach Rom gebracht. Schon alleine die Transportkosten für diese Tiere waren immens. Gladiatorenschulen im ganzen römischen Reich sorgten für den personellen Nachschschub. Neue Gladiatoren wurden meistens aus dem Stand der Sklaven rekrutiert. Aber auch Kriegsgefangene befanden sich unter ihnen.
Der Ursprung der Spiele geht weit zurück. So war es zur Zeit der römischen res publica für einen Senator oder Adeligen üblich, Spiele zu veranstalten. Jedoch fanden diese einigermassen dezenten Spiele dazumals noch auf dem Forum statt. Diese anfänglich bescheidene Wohltätigkeit wurde stets grosszügiger. Denn unter den Adeligen entflammte sich ein Wetteifer, der nicht mehr aufzuhalten war. Schon zur Zeit des Hellenismus kannte man die Vorzüge des Herrschens durch Wohltätigkeit – sie wird in der heutigen Geschichtswissenschaft mit dem griechischen Wort «Euergetismus» bezeichnet. Mit dem Einbruch der Kaiserzeit war es vor allem den Kaisern vorbehalten, Spiele zu organisieren. Die Kaiser veranstalteten aber nicht nur Spiele, sondern liessen auch Monumentalbauten errichten, wie die Diokletianthermen oder eben auch das Kolosseum.
Seit dem Prinzipat wurde die Bevölkerung immer mehr entmachtet. Gleichzeitig bemühten sich die Kaiser vermehrt, sehr grosszügige Spiele und Getreidespenden zu offerieren. Der römsiche Dichter Juvenal kritisierte mit den Worten «Brot und Spiele» dieses Vorgehen der Kaiser. So hätte sich die Bevölkerung Roms nicht mehr für die Politik interessiert, sondern nur noch das Vergnügen im Sinne gehabt. Die Wahlen von Magistraten und Tribunen verkümmerten so zu Formalitäten.
Trotz des Umstandes, dass sich die Bevölkerung weniger aktiv an der Politik beteiligte, konnte der Kaiser nicht absolut herrschen: Im Kolosseum traf der Kaiser sowie der Senat auf die Plebs. Kam zum Beispiel eine Reform bei der Plebs nicht gut an, liessen sie ihren Unmut während den Spielen aus. Dies geschah, indem sie zum Beispiel den Gladiator von der Partei des Kaisers ausbuhten. Zudem erwarteten die Plebs, dass der Kaiser bei den Spielen stets anwesend war. Denn die Bevölkerung Roms wollte sich als Teil der römischen Herrschaft fühlen und nicht als deren Untertanen. Der Kaiser musste ebenfalls darauf Acht geben, dass er bei der Bevölkerung nicht zu populär wurde. Denn sonst witterte der Senat die Gefahr einer möglichen Tyrannis. Für den Kaiser war der Gang an die Spiele also auch eine Bewährungsprobe und nicht nur ein Vergnügen der Superlative.